14. November 2019 / Highlights aus'm Hochsauerland

Skilehrer im Sauerland?

Wir waren zum Interview in Winterberg und haben nachgefragt

Interview mit einem Skilehrer im Sauerland

Ein Blick in die Wetter App sagt die ersten Schneeflocken im Sauerland voraus. Der Winter steht vor der Tür und damit auch die kommende Skisaison. Deswegen habe ich mich auf den Weg zur Skischule Winterberg gemacht, um Louis zu treffen. Er ist Skilehrer an der Skischule Winterberg und gibt mir heute einen Einblick in seinen Berufsalltag. Er selbst fährt seit seinem 3. Lebensjahr Ski und unterrichtet seit mehr als 7 Jahren an der Skischule Winterberg.

Hallo Louis, schön, dass Du dir heute Zeit genommen hast. Skilehrer ist zwar kein Beruf, den man als Sauerländer noch nie gehört hat. Trotzdem will ich heute gerne mehr darüber erfahren…

Wie bist Du zum Beruf des Skilehrers gekommen?

„Ich kenne die Familie von Marc (Inhaber der Skischule Winterberg) seit meiner Kindheit. Seitdem fahre ich auch Ski. Mein Vater hat mich schon früh mit auf die Piste genommen und zusätzlich war ich im Skiclub Silbach. So habe ich dann schnell das Skifahren gelernt. Als ich circa 14 Jahre alt war, sprach mich Marcs Opa Hans auf einem Dorffest an. „Hast du nicht Bock bei uns in der Skischule ein bisschen was nebenbei zu machen?“ Na klar, warum nicht. So läuft das halt hier auf‘m Dorf. Und so habe ich dann ab und zu als Hilfsskilehrer ausgeholfen.“

Welche Voraussetzungen sollte man als Skilehrer mitbringen?

„Wichtig ist, dass man ein guter Skifahrer ist und sich vor allem sicher auf der Piste bewegen kann. Wie lange man Ski fährt, spielt dabei eigentlich keine Rolle. Man sollte ansonsten kommunikativ sein, Spaß an der Arbeit haben, mit Kindern umgehen können, gerne draußen sein und sich gerne bewegen. Man muss aber kein Marathonläufer sein (er lacht und guckt sich an :D). Es kann auch hilfreich sein, wenn man noch eine weitere Sprache spricht. Englisch oder Niederländisch ist sinnvoll, aber kein Muss. Ich habe nie einen Sprachkurs belegt und gebe jetzt Kurse für Holländer. Man kommt da mit der Zeit so rein und zur Not klappt es auch immer mit Händen und Füßen.“

Wie sieht ein typischer Berufsalltag bei Dir aus?

„Morgens geht es um 8:00 Uhr los. Ein Shuttlebus holt das Team ab und bringt uns gemeinsam zur Skischule in Winterberg. Dann geht´s in die Skiklamotten, die Ausrüstung wird bereitgelegt und im Kinderland noch ein Parcours aufgebaut. Um 9:00 Uhr geht’s dann meistens mit der ersten Privatstunde los. Danach folgt dann der erste Skikurs. Der dauert in der Regel 2,5 Stunden und findet mit 5-10 Kursteilnehmern statt. Anschließend machen wir gemeinsam Mittagspause bevor es dann mit dem Nachmittagskurs weitergeht. Gegen 15:30 Uhr räumen wir alles auf und dann ist Feierabend angesagt.“

Feierabend heißt Aprés Ski oder was steht dann bei Dir an?

(Er lacht wieder) „Ja Aprés Ski gehört natürlich dazu. Aber nicht jeden Abend. Am Wochenende gehen wir aber auch gerne mit dem Team zusammen auf die Hütte und da gönnen wir uns dann auch mal das ein oder andere Bierchen. Das gehört als Sauerländer einfach dazu.“

Warum ausgerechnet Skilehrer im Sauerland und nicht in den Bergen?

„Ich gehöre einfach hier her. Ich könnte mir niemals vorstellen aus dem Sauerland wegzuziehen. Man kennt hier alle Leute und natürlich den Marc und seine Familie und deswegen würde ich auch in keiner anderen Skischule arbeiten wollen. Außerdem hat das Skigebiet Winterberg auch einige Vorzüge. Wir haben hier mittlerweile eines der modernsten Skigebiete im Umkreis. Die vielen Schneekanonen geben uns Schneesicherheit und unsere Pisten sind gerade für Anfänger sehr gut geeignet. Gleichzeitig sind die Preise im Sauerland natürlich auch attraktiver. Allein der Skipass ist oft sogar 50% günstiger als ein Skipass in den Alpenregionen. “

Was war Dein außergewöhnlichstes Erlebnis in einem Skikurs?

 „Ach, da weiß ich gar nicht wo ich anfangen soll. Es gibt eigentlich nichts was ich noch nicht erlebt habe. Beinahe täglich habe ich Teilnehmer dabei, die Ihre Skier vertauschen oder wirklich zwei verschiedene Paar dabeihaben. Das ist schon zum Standard geworden.
Aber ein ziemlich verrücktes Erlebnis werde ich wohl nie vergessen: Eine Gruppe Chinesen hatte bei mir einen Skikurs gebucht. Wirklich mit allem Zipp & Zapp. Skier, Schuhe, Stöcke, Kleidung, die komplette Ausrüstung geliehen und den 2,5 Stunden Kurs gebucht. Als dann alle startklar waren, fragte einer ob ich noch schnell ein Foto machen könne. Klar, kein Problem! Foto im Kasten und dann kann es endlich losgehen. Doch plötzlich begann die gesamte Gruppe Skier und Kleidung wieder abzulegen. Trotz meines ausdrücklichen Hinweises, dass jetzt der Kurs erst losgehe, wurde ich gekonnt ignoriert. Die Chinesen hatten ihr Foto und gingen. Kurs war bezahlt, ich hatte frei und konnte nur noch mit dem Kopf schütteln.“

Nach diesem Ereignis, wer sind Dir die liebsten Kursteilnehmer?

„Das kann man so pauschal nicht sagen. Egal ob Deutsche, Holländer oder andere Nationalitäten, Frauen oder Männer. Mir macht mein Job nach wie vor Spaß und ich freue mich mit meinem Hobby Geld verdienen zu können. Doch besonders gern unterrichte ich Kinder. Die finden sich sofort zu einer Gruppe zusammen, haben untereinander viel Spaß und freuen sich tierisch über kleine Erfolge. Das ist schon schön zu beobachten wie glücklich sie dabei sind.“

Skilehrer ist ja ein klassisches Saisongeschäft, hast Du also von April bis Oktober frei?

„Nein natürlich nicht. Aber als Skilehrer kann ich einfach super flexibel sein. Egal ob ich Vollzeit Skilehrer bin oder nur als Aushilfe. Ich kann mir meine Zeit selbst einteilen. Bei der Skischule Winterberg haben wir eine App dafür. Jeder trägt ein wann er kann und wieviel er machen möchte und Marc plant uns dann dementsprechend für die Saison ein. Wir sind eine bunt gemischte Truppe aus Studenten, Azubis, Schülern oder beispielsweise Handwerkern. Die machen im Winter „Schlecht Wetter“ und haben dann die Möglichkeit auf der Piste noch zusätzliches Geld zu verdienen. Studenten kommen in den Semesterferien aber auch Lehrer helfen bei uns in den Schulferien aus. Bei uns ist jeder herzlich Willkommen.“

Wie bereitest Du dich auf die kommende Saison vor?

„Ich mache das jetzt seit über 7 Jahren. Groß vorbereiten brauche ich mich da nicht mehr. Ich habe damals erst meinen Grundstufe 1 Lehrgang gemacht, danach folgte der Grundstufe 2 Lehrgang und mittlerweile habe ich meinen Instructor. Die G1 habe ich sogar hier in Neuastenberg gemacht. Damit ist man als Hilfsskilehrer befähigt. Für die weiteren Lehrgänge fährt man jeweils 7 Tage nach Österreich und absolviert dort die Lizenz beim Deutschen Skiverband. Dieses Jahr war ich gerade erst wieder im Skiurlaub in Sölden beim Weltcup Opening. Unter anderem auch mit Marc und einem weiteren Kollegen. Da fahren wir uns dann schon einmal für die Saison ein.“  Und Skigymnastik? (Er lacht wieder) „Davon halte ich nichts. Die habe ich noch nie gebraucht.“

Okay, noch eine letzte Frage: Was ist der Vorteil, wenn ich einen Skikurs besuche, anstatt es mir selbst beizubringen?

„Es gibt sicherlich viele Vorteile. Ein großer Pluspunkt ist Sicherheit. Die Kursteilnehmer bewegen sich einfach sicherer auf dem Ski, weil sie es Schritt für Schritt unter Anleitung eines Experten lernen. Wir wurden ja genau dafür ausgebildet. In der Gruppe befinden sich alle Teilnehmer auf dem gleichen Niveau und lernen es so gemeinsam. Wir geben den Schülern wertvolle Tipps für die Praxis und erklären die FIS Regeln (allgemeine Verhaltensregeln für Skifahrer und Snowboarder). Nach einem Anfängerkurs sollen sie sicher bremsen und erste Kurven fahren können. Zudem ist der Lernerfolg in einer Skischule auch bedeutend höher. Alle Teilnehmer sollen die Piste am Ende sicher herunterfahren können. Das Besondere an unserer Skischule ist, dass auch Menschen mit Handicap hier das Skifahren erlernen können. Wir haben zum Beispiel viele Schüler, die eine Sehbehinderung haben oder Kinder mit Down Syndrom. Meine Kollegen und ich sind dafür extra ausgebildet. Wir machen uns vor Ort immer selbst einen Eindruck und entscheiden dann, in welchem Kurs sich die Teilnehmer am wohlsten fühlen.“

Vielen Dank Louis für die vielen Eindrücke in deinen Skialltag.

Das Team von Dein HSK wünscht Dir und der Skischule Winterberg eine tolle Saison!

 

Die Skischule Winterberg sucht für die kommende Saison auch wieder Skilehrer, Hilfsskilehrer und Snowboardlehrer:

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